
MACHT KAPUTT WAS EUCH KAPUTT MACHT
MACHT KAPUTT WAS EUCH KAPUTT MACHT
Trau Dich raus aus der wohligen Gemeinschaft der SHITBÜRGER. Mit T-Shirt im Park, der Basecap am Steuer und dem Buch auf dem Kaffeehaustisch gibst Du Dich als streitbarer Reformer, weder rechts noch links moralisierend, zu erkennen.
Ganz im Sinn Ulf Poschardts: „Das SHITBÜRGERTUM, diese neurotische Allianz aus Sicherheitsbedürfnis und Hypermoral, feiert seine besten Zeiten. Wer noch den Mut hat, mit offenen Fenstern Auto zu fahren und dabei laut Miles Davis zu hören, lebt heute gefährlicher als je zuvor – aber auch besser.“
Ulf Poschardt (*1967) ist einer der profiliertesten Journalisten Deutschlands. Er war Chefredakteur des Magazins der „Süddeutschen Zeitung“ und der deutschen Ausgabe von „Vanity Fair“. Von 2016 bis 2024 leitete er die „Welt“-Gruppe und ist seit 2025 Herausgeber der Premium Gruppe POLITICO, WELT und BUSINESS INSIDER. Als Autor hat er sich mit Gegenwartskultur einen Namen gemacht. Zu seinen Werken zählen unter anderem „DJ Culture“, „Cool“, „Über Sportwagen“, „Mündig“ und „911“.
„Am Anfang des Shitbürgertums steht eine Entwicklungsstörung der Nachkriegsgesellschaft, die alle gesellschaftlichen Systeme prägt. Nach dem Schuldtrauma des Holocausts und der Nazidiktatur haben einige Deutsche einen Abwehrmechanismus, bei dem sie die Welt in „vollständig gut“ oder „vollständig schlecht“ aufteilen, entwickelt, der insbesondere den kulturellen Überbau im vorpolitischen Raum prägt. Der Fokus einer Therapie läge darauf, die Integration widersprüchlicher Gefühle und Wahrnehmungen zu fördern. Der deutsche Patient sollte in der Lage sein, mit starken Emotionen umzugehen. Techniken zur Emotionsregulation können als Vorbereitung dienen. Insbesondere das Shitbürgertum müsste die Veränderung wollen und bereit sein, so Therapeutendeutsch, sich mit unangenehmen Wahrheiten und widersprüchlichen Gefühlen auseinanderzusetzen. Die Konfrontation des Shitbürgertums müsste in sicherem Rahmen geschehen. Idealerweise in den Safe Spaces von Academia, des Kulturbetriebs, der Medien. Der Shitbürger müsste sich – in einer paradoxen Überforderung – als Selbsttherapeut behutsam mit den Widersprüchen in seinen Wahrnehmungen konfrontieren, um Integrationsprozesse anzustoßen. Reden wie die von Willacker beim Wiener Festival wären eine solche Konfrontation. Bislang bleiben sie wirkungslos. Das Therapieziel ist die Integration von Widersprüchen: Der Shitbürger soll lernen, dass Menschen und Situationen sowohl positive als auch negative Eigenschaften haben können. Zudem muss in der Selbstwahrnehmung ein stabileres Selbstbild entstehen, das nicht von momentanen Emotionen abhängig ist. Am Ende steht eine wieder emanzipationsfähige Gesellschaft, in der ein Shitbürger differenzierter auf andere Menschen und Meinungen reagieren und stabilere und liberalere Beziehungen zu anderen Teilen der Gesellschaft unterhalten kann.“
Auszug aus "SHITBÜRGERTUM"